Am 9. Dezember 2017 war es soweit: Der Judo-Club Sihltal feierte sein 40-jähriges Bestehen mit einem Spezialtraining und beschenkte sich selber mit einem ganz speziellen Gast als Trainingsleiter, auf welchen sich alle freuten. – Aber der Reihe nach: Am Morgen ab 7 Uhr wurden in der Turnhalle Tüfi in Adliswil (denn für diesen Anlass war das eigene Dojo zu klein) fleissig Judo-Matten ausgelegt, Bänke aufgestellt und in der Küche alles vorbereitet, so dass sich die eintreffenden Judokas und Zuschauer schon vor dem Start des Jubiläumstrainings mit Kaffee, Gipfeli und Kuchen stärken konnten.

Kurz nach 9 Uhr traf er ein: Ole Bischof. Ganz unscheinbar, jedoch bereits mit einem fröhlichen, ansteckenden Lächeln im Gesicht, betrat er die Sporthalle, begrüsste, wer gerade so rumstand und ging dann in die Garderobe, um sich für das Training bereit zu machen. Ole kann als einer der besten Judokas seiner Zeit bezeichnet werden, wenn man seine grössten Erfolge betrachtet:

Gold bei den olympischen Spielen 2008 in Peking
Silber bei den olympischen Spielen 2012 in London
Bronze an der Weltmeisterschaft 2009 in Rotterdam
Gold an diversen Grandprix/Grand Slam-Turnieren im 2007, 2008, 2010, 2011 und 2012
Gold (2005), Silber (2004) und Bronze (2011) an den Europameisterschaften

Immer mehr Judokas trafen ein, von gross bis ziemlich klein, alles was vom JCS Zeit hatte, war mit dabei. Sogar vom Zürcher Oberland kamen einige angereist, denn alle vom Judo-Club Wetzikon, die zusammen mit dem Judo-Club Sihltal die beiden OSMM-Mannschaften 2016 oder 2017 bildeten, waren auch eingeladen. So standen am Schluss rund 45 Teilnehmer auf den Matten, und Gürtelfarben waren alle vertreten: von weiss bis schwarz!

Kurz nach 9:30 Uhr begann Ole mit dem Training. Nach dem gemeinsamen Angrüssen folgte das Aufwärmen. Spielerisch zeigte Ole die Übungen vor und die ganze Truppe machte es ihm nach. Als alle genügend warm hatten, ging er etwas genauer auf ein paar seiner Spezialtechniken ein. Er zeigte, worauf es bei O-Soto-Gari, O-Uchi-Gari, Seoi-Nage und Sumi Gaeshi ankommt resp. wie er diese Würfe in etwas veränderter Form erfolgreich angewandt und so zu seinen Lieblingstechniken, die ihm ganz besonders liegen, umgewandelt hatte. Dabei machte er dies so spannend und gleichzeitig spielerisch, dass alle gebannt zuhörten und verstanden, weshalb Ole ein so erfolgreicher Judoka wurde: Er hat einfach Freude am Judo! Nach jeder vorgezeigten Technik hatten die Teilnehmer genügend Zeit, mit einem Partner das soeben gesehene zu üben. Vieles, was bei Ole so einfach aussah, entpuppte sich in der Anwendung als nicht halb so leicht. Da ein etwas falsch gesetzter Griff, dort ein Schritt in die richtige Richtung – oder umgekehrt – und schon sah es ganz anders aus als bei Ole und funktionierte auch nicht so schön flüssig wie bei ihm oder es funktionierte gar nicht. Da zeigte sich klar, wieviel Training es braucht, um so gut zu werden, wie es Ole eben ist. Aber niemand liess sich beirren, übte fleissig und Ole lief zwischen den Übenden durch, korrigierte da eine Beinstellung, dort eine Rücklage und dies alles in einer freundlichen, lockeren aber doch ernsthaften Art, so dass Jung und Alt sich von ihm anstecken liess und eine zufriedene Stimmung herrschte. Zum Schluss gab es noch drei Stand- und ein Bodenrandori, gefolgt vom Abgrüssen und von einer Fragerunde.

Eine Frage beschäftigte wohl viele der anwesenden Judokas und ein 8-jähriger Knirps stellte sie dann: „Ole, hast du deine Goldmedaille von Peking mit dabei?“ – Klar hatte Ole sie dabei, denn schliesslich weiss auch er, dass diese etwas Besonderes ist, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Also holte er sie aus seinem Gepäck, erzählte kurz etwas darüber und gab sie dann in die Runde, so dass alle mal die Chance hatten, dieses 300 g schwere und auf einer Seite mit Jade-Einsätzen verzierte Schmuckstück in die Hand zu nehmen und zu bestaunen. Diese Gelegenheit liess sich kaum einer nehmen.

Bevor Ole die Truppe wieder verliess, war natürlich noch ein Fotoshooting angesagt. Gruppenfoto, Einzelfotos – mit Medaille natürlich – und viele Judokas, die Oles Unterschrift im Judo-Pass, auf dem Kimono oder sonst irgendwo wollten. Und Ole nahm sich die Zeit, ansteckend gut gelaunt und zu Spässen aufgelegt, bis alle zufrieden waren und hatten, was sie wollten. Kurz vor 12 Uhr verabschiedete er sich dann und machte sich wieder auf den Heimweg, während für die restlichen Anwesenden das Mittagessen bereit stand. Danach verliessen auch die „Wetziker“ die Tüfi und machten sich auf den Heimweg ins Züri-Oberland, während dafür noch weitere Sihltaler eintrafen, um am Nachmittag an der JCS Clubmeisterschaft teilzunehmen.

Fotos

Bericht in der Zürichsee-Zeitung

Und für alle, die es noch nicht gesehen haben: Oles Sieg in Peking